Woyzeck
Schauspiel von Georg Büchner

Er steht ganz unten in der Gesellschaft. Um seine Freundin Marie und das gemeinsame Kind überhaupt versorgen zu können, hetzt Woyzeck von einer Gelegenheitsarbeit zu nächsten. So rasiert er einen Hauptmann des Militärs und lässt sich im Rahmen eines äußerst fragwürdigen medizinischen Experiments auf Erbsen-Diät setzen. Dabei wird Woyzeck zum Spielball der Gesellschaft. Niemand vertritt seine Rechte, niemand stärkt ihm den Rücken. Was ihm einzig Halt gibt und sein großes Glück bedeutet, ist die Beziehung zu seiner Marie. Als Marie sich aber in eine Affäre mit einem attraktiven Tambourmajor stürzt, verliert Woyzeck auch die letzte Bodenhaftung. Überfordert, ausgelaugt, gedemütigt, isoliert, psychisch schwer angeschlagen und von Eifersucht getrieben, richtet er seine ohnmächtige Wut gegen Marie. Er besorgt sich ein Messer.

Georg Büchners wenige Monate vor seinem plötzlichen Tod 1837 geschriebenes Fragment stellt erstmals in der dramatischen Literatur einen sozial Deklassierten in das Zentrum einer Tragödie – mit Woyzeck beginnt das moderne Drama. Grundlage der fiktionalen Handlung waren historische Gerichtsfälle, einer von ihnen ist der des Johann Christian Woyzeck, der 1821 seine Geliebte mit einer Degenklinge erstochen hatte. Georg Büchner unternimmt in seinem aufrüttelnden Stück eine alptraumhafte Geisterbahnfahrt durch das Leben eines Menschen, der als winziges Rädchen im Getriebe funktionieren muss, damit andere an ihm verdienen können. Dabei geht Büchner den Abgründen der menschlichen Natur nach und stellt die Frage, was den Kern des Menschen ausmacht: seine körperlich-physische oder geistig-seelische Dimension?